Zur Zerstörung
Die Ursache für die Zerstörung des Poblicius-Grabmals kann auch nach 2000 Jahren durch Fakten aus folgenden drei Themenkreisen ermittelt werden:
2. der topografischen Lage des Standortes
3. der Fundsituation
Bei genauer Betrachtung der Quaderaußenseiten und der dort befindlichen Reliefs wird deutlich, dass diese keinerlei Verwitterungsspuren aufweisen. Dies lässt darauf schließen, dass das Grabmal nicht sehr lange gestanden haben kann und dass die Quader auch nach der Zerstörung des Grabmals nicht der Witterung ausgesetzt waren.
3. der Fundsituation
zu 1. Zustand der Quader
Mutwillige Beschädigungen, die sich vornehmlich gegen die figürlichen Darstellungen des Grabmals gerichtet hätten, sind an den Statuen, Pan- und Mänaden Reliefs nicht vorhanden. Bruchstellen bei den Statuen finden sich nur an Schwachstellen und Material-Einschnürungen, wie Hals, Hüfte und Kniebeuge. Auch die Inschrift weist keine mutwilligen Beschädigungen auf.
Alle anderen Beschädigungen, wie Ausbrüche und Durchbrüche ganzer Quader zeigen keinerlei menschliches Einwirken und sind damit auf das Einsturzgeschehen zurückzuführen.
zu 2. Topografische Lage des Standortes
Wie bereits unter der Rubrik „Zum Standort“ ausgeführt, stand das Poblicius Grabmal an der Ausfallstraße des römischen Köln in Richtung Süden, der heutigen Severinstraße und Bonnerstraße, im Bereich des heutigen Chlodwigplatzes. Dieser antike Straßenverlauf kann als „Via Appia“ Kölns bezeichnet werden, da dort die größten und prächtigsten römischen Grabbauten gestanden haben.
Das Poblicius–Grabmal stand an der nord-östlichen Ecke des heutigen Chlodwigplatz. Auf mittelalterlichen Karten findet sich hinter dem Standort des Grabmals, im Bereich zwischen Bayenturm und Ubierring, eine große Wasserfläche, die dort als Weyerbai gekennzeichnet ist.
Tafel 16; aus Otto Doppelfeld: „Über die wunderbare Größe Kölns“ ergänzt von Josef Gens
Zudem sind im Süden Kölns noch weitere Geländevertiefungen auf mittelalterlichen Karten erkennbar. Heutige Vorort- und Straßennamen wie Raderthal, Bayenthal, Weyerthal und Lindenthal belegen, dass dort wassergefüllte Vertiefungen vorhanden waren, die bei Rheinhochwassern geflutet, ausgeweitet und durch Schwemm-Sediment permanent verändert wurden.
Die topografische Lage des Grabmal Standortes und deren Gegebenheiten gilt es nun mit der Fundsituation des Poblicius-Grabmals abzugleichen.
zu 3. Die Fundsituation
Die Quader des Poblicius-Grabmals wurden hingegen in einer Tiefe zwischen sechs und neun Metern unter dem heutigen Straßenniveau gefunden, umschlossen von festem, braunen Lehm, der keinerlei Schichtung aufwies und komplett alle Hohlräume ausfüllte, die sich beim Einsturz zwischen den Quadern gebildet hatten.
Im gleichen Fundareal wurden Quader eines weiteren römischen Grabmals entdeckt, vermischt mit denen des Poblicius-Grabmals.
Der Höhenunterschied zwischen dem römischen Straßenniveau und den in sechs bis neun Metern Tiefe gefundenen Quadern beider Grabmale machen deutlich, dass diese Grabbauten zeitgleich in eine dahinterliegende Geländevertiefung gelangt sein müssen.
Da menschliches Einwirken – wie unter Punkt 1 bereits ausgeführt – definitiv ausgeschlossen werden kann, bleibt als Ursache für den Einsturz der beiden Grabbauten nur ein Naturereignis. In Betracht kommen dafür entweder ein Erdbeben oder ein Rheinhochwasser.
Bekannt ist, dass die Römer schon im zweiten Jahrhundert n. Chr. begannen alte Nekropolen abzubrechen, um das teure Steinmaterial für andere Bauten wieder zu verwenden.
Dass die Quader unangetastet blieben und nicht verwitterten, ist nur damit zu erklären, dass sie jedem weiteren Zugriff und der Witterung entzogen waren. Somit scheidet ein Erdbeben, bei dem die Quader als große Steinhalde zugänglich gewesen wären, aus.
Als Ursache für den Einsturz bleibt also nur ein Rheinhochwasser.
Dieses unterspülte die Fundamente und ließ die Grabbauten in eine dahinter liegende, wassergefüllte, Senke stürzen. Im Wasser liegend und von eingeschwemmten Sediment des Hochwassers allseitig umschlossen und zugedeckt, waren die Quader für die folgenden Jahrhunderte jeglichem Zugriff entzogen.