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Zu den Rekostruktionen

Der Historiker Joseph Klinkenberg ( 7 ) weist in seinen Aufzeichnungen 1902 und 1906 darauf hin, dass die bereits 1884 am Chlodwigplatz gefundenen Steinquader mindestens zwei, möglicherweise auch drei verschiedenen Grabbauten zuzuordnen sind.

Erste Rekonstruktion 1934
Im Jahr 1934 unternimmt der Archäologe Professor Heinz Kähler einen ersten Rekonstruktionsversuch auf Basis aller 1884 am Chlodwigplatz entdeckten Quader. Er ignoriert dabei die Aufzeichnungen seines Vorgängers Klinkenberg. In den folgenden Jahrzehnten war das Wissen um die Quaderfunde vom Chlodwigplatz und die Kähler Rekonstruktion nur wenigen Fachleuten bekannt, ansonsten aber ver-gessen.

Rekonstruktionen 1967 bis 1974
In den Jahren nach 1967 folgten auf Basis der 70 neu gefundenen Quader sechs weitere Rekonstruktionsversuche: Gens 1967, 1968, 1969 und 1971; Kähler 1971 und Precht 1974.
Auch diese Rekonstruktionen ignorierten die Hinweise von Klinkenberg hinsichtlich der Zuordnung der Fundquader zu mindestens zwei verschiedenen Grabbauten und unterstellten, dass das Poblicius- Grabmal mit einer Höhe von 50 römischen Fuß zum Typus der dreigeschossigen Pfeilergrabmäler gehörte und sich in Sockelgeschoss, Säulen-Geschoss und Dachgeschoss, gliedert.

Das Sockelgeschoss

Das Sockelgeschoss wird auf der Frontseite geziert durch die Inschrift, die links und rechts von kannelierten Pilastern gerahmt wird.


Aus den drei Inschriftquadern der oberen Qua-derreihe; Nr. 9 = 116 cm breit, Nr. 10 = 116 cm breit und Nr. 11 = 74 cm breit und den beiden 42 cm breiten Pilastern ergibt sich die Frontbreite des Grabmals von 3,90 Metern, also ca. 13 rö-mische Fuss.

Über der Inschrift befindet sich ein Relief mit drei Trauergirlanden, die mit Bändern ( Taenien ) ge-schmückt und an Ringen befestigt sind.

Man kann vermuten, dass ein ähnliches Relief auch die Rückseite des Sockelgeschosses geziert hat.



Die damaligen Quaderfunde der Sockel-Seitenwände ließen vermuten, dass nicht alle vier Ecken des Sockelgeschosses durch kannelierte Eckpilaster geziert waren. An der hinteren Ecke der rechten Seiten-wand war statt des Pilasters das Relief einer Mänade zu sehen.

Aus den schon 1884 gefundenen Quadern mit den Füssen weiterer Mänaden leitet sich die Vermutung ab, dass beide Seitenwände durch Großreliefs geziert waren, die einen Reigen aus Mänaden und Satyrn zeigen.
Das Sockelgeschoss wird nach oben durch drei weitere Quaderreihen abgeschlossen. Über der Quader-reihe mit den Kapitellen folgt eine Reihe mit Architraven, deren Rankenfries auf der Frontseite einem mittigen Kelchblatt entspringt. Eine Quaderreihe aus Gebälkplatten schließt das Sockelgeschoss nach oben hin ab.

Das Säulengeschoss

Das Säulengeschoss wird auf der Frontseite von vier Säulen dominiert, die in Komposit-Kapitellen enden. Der hintere Teil des Säulengeschosses wird durch einen rechteckigen Kubus gebildet, der an allen vier Ecken durch kannelierte Pilaster geziert wird.


Auf diesem Kubus lastet fast das gesamte Gewicht der Dachpyramide. Er muss aus statischen Grün-den sehr massiv gebaut sein.

Bei der Rekonstruktion im Römisch-Germani
schen Museum wurden in den Kubus zwei Zwischenwände eingefügt. Dadurch entstanden zur Frontseite des Grabmals hin drei Nischen für Aufstellung der drei Statuen.

An den Seitenwänden der Aedikula finden sich die beiden Pandarstellungen zwischen den
Pilastern.

Abgeschlossen wird das Säulengeschoss durch Kapitelle, Architrave mit Waffenfries und Gebälk-platten.

Die Höhe des Säulengeschosses konnte mit einer Höhe von 4,05 Metern eindeutig gesichert werden.

Das Dachgeschoss

Das Dachgeschoss bildet eine mit Schuppen gedeckte Pyramide, die in einem 78 cm hohen Bekrönungs-Kapitell endet.

Bekrönungskapitell  Gens Funddokument, Nr. 53

Bei der Rekonstruktion im Römisch-Germani
schen-Museum wurde eine Aeneas-Gruppe als oberer Abschluss auf das Bekrönungskapitell ge-setzt.

Bekrönt wurde das Poblicius-Grabmal wohl eher durch einen großen Pinienzapfen.

Die Seiten der Dachpyramide werden von je einem Triton flankiert, der ein Steuerruder geschultert hält.

Das Aussehen der beiden Tritone konnte durch das Zusammenfügen der Quader 50, 51 und 52 (Fund-dokumentation Gens) und des schon 1884 entdeck-ten Oberkörpers ( Lehner-Quader Nr. 879 ) rekon-
struiert werden.




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   Zum Aufbau des Grabmals im Römisch-Germanischen Museum 1974

In den Jahren nach 1973 und 1974 erfolgte der Wiederaufbau des Grabmals im neugebauten Römisch-Germanischen Museum auf Basis der Kähler-Rekonstruktion von 1971, die von Precht weitesgehend übernommen wurde. Die Hinweise von Klinkenberg, dass die Fundquader aus den Jahren 1884 / 85  zu mindestens zwei verschiedenen Grabbauten gehören, wurden dabei nicht berücksichtigt. Stattdessen wurden alle Fundquader vom Chlodwigplatz aus den Jahren 1884 / 1885 und 1965 /1967 sowie im Museumsdepot verfügbare Quader anderer Grabbauten und Fundorte in die Rekonstruktion eingfügt und körperlich auch verbaut. Dies geschah offensichtlich, um das Grabmal so komplett, wie möglich erscheinen zu lassen.

Erste Korrekturen 1980 und 1985
 
Im Jahr 1980 veröffentlichte der Archäologe Peter Noelke einen Forschungsbericht zum Poblicius-Grab-mal, in dem er erste - von Gundolf Precht beim Wiederaufabau 1974 vorgenommene - Quaderzuord-nungen als nicht korrekt identifizierte.

Dazu zählt u.a. die vorgenannte Aeneasgruppe, deren ca. 200 Jahre spätere Entstehungszeit eine Zuge-hörigkeit zum Poblicius-Grabmal sicher ausschließt und einen im Grabmal verbauten Architravblock, der nicht am Chlodwigplatz, sondern an der Bonnerstrasse in Arnoldshöhe gefunden wurde.

Desweiteren erwähnt er einen von Precht im Sockelgeschoss verbauten Quader mit der Darstellung ei-ner geflügelten Göttin. Dieser Quader wurde wegen der eindeutig falschen Zuordnung verdeckt und ist nicht mehr zu sehen.

Auf die vorerwähnten Fehlzuordnungen wies auch der Archäolge Hanns Gabelmann 1985 hin.
 
Noelke beschäftigte sich auch mit der Datierung des Grabmals und vertrat die Auffassung, dass das Poblicius-Grabmal - entgegen der bisherigen Datierung um 50 n. Chr. - deutlich früher - in die Zeit vor 40 n. Chr. .......eventuell sogar in die tiberische Zeit zu datieren ist.
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Weitere Korrekturen 1986
 
Im Jahr 1986 veröffentlichte die Archäologin Nora Andrikoupolou-Strack ein Buch über "Grabbauten des 1. Jahrhunderts nach Christus im Rheingebiet“ ( 8 ) und befasste sich darin auch mit dem Poblicius-Grabmal und dort mit früheren Forschungen zu einzelnen Themenkreisen, wie zum Beispiel zur Inschrift.
 
Bezüglich der Inschrift schließt sie sich den Aussagen von Hartmud Galsterer an und fügt in einer neu erstellten Rekonstruktion im Sockelgeschoss eine weitere Quaderlage ein, die Hartmud Galsterer dort vermutet.
 
Bezogen auf falsche Quaderzuordnungen beim Wiederaufbau folgt sie weitesgehend den Forschungsergebnissen ihres Kollegen Peter Noelke. und erklärt darüber hinaus die Zuordnung von zwei Konsolgesimsblöcken für problematisch, obwohl diese zu insgesamt zehn Gesimsstücken gehören, die zwischen 1965 und 1967 im Fundareal am Chlodwigplatz geborgen wurden. ( Nr. 14 und 21 in der Gens Funddokumentation von 1968 ; Nr. 14 und 21 auch in der Precht Rekonstruktion von 1974.)

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Forschungen Gens seit 2006


Im Mittelpunkt meiner erneuten Forschungen seit 2006 stand die Frage, ob das Poblicius-Grabmal wirk-lich so ausgesehen hat, wie wir es heute im Römisch-Germanischen Museum sehen.

Aber welche Zweifel an der Rekonstruktion im Römisch-Germanischen Museum gab und gibt es über-haupt?

Es gibt fünf wichtige Themenkreise und Argumentationen:

1. Die Platzierung der Statuen
2. Die Vergitterung des Obergeschosses
3. Die Verwendung weiterer falscher Quader
4. Die Beweise für ein zweites Grabmal
5. Die detaillierte und qualitätvolle Ausarbeitung der Statuen und Pan-Reliefs
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zu 1 )   Die Platzierung der Statuen

Für jeden Laien, der die Statuen im Obergeschoss des Grabmals von der Seite betrachtet wird deutlich, dass die Statuen nicht vollplastisch, also nicht vollständig ausgearbeitet sind.
 
Stattdessen weisen die Statuen abgeflachte Rückseiten auf. Ein klares Indiz, dass sie zu römischer Zeit mit ihren Rückseiten an einer senkrechten Wand gestanden haben müssen.



Die bei der Rekonstruktion im Römisch-Germanischen Museum gewählte freie Aufstellung der Statuen zwischen bzw. hinter den Säulen kann damit sicher ausgeschlossen werden.

Jeder Betrachter, der genauer hinsieht stellt zwei weitere Besonderheiten fest:
a)   der Kopf der mittleren Statue ist auf der Oberseite abgeflacht.
b)   die Seitenflächen der Statuen zeigen eine - von vorn nach hinten auslaufende Bearbeitung.
 
a)   Der auf der Oberseite abgeflachte Kopf spricht für eine darüber befindliche, räumliche Begrenzung.
b)   Die zur Rückseite hin auslaufende Bearbeitung kann nur damit erklärt werden, dass die Seitenflä-        chen der Statuen nicht sichtbar waren.



Beide Bearbeitungskriterien sprechen dafür, dass die Statuen in römischer Zeit in Nischen gestanden haben.                                                     
 
Beim Wiederaufbau des Grabmals wurden die Statuen zwar in den vorgesehenen Nischen des hinteren Kubus der Aedikula aufgestellt, doch musste man dann feststellen, dass die Statuen dort den Blicken der Betrachter, die vor dem Grabmal standen, entzogen waren.
 
Precht und seine Fachkollegen müssen folglich schon 1973 erkannt haben, dass nur ein deutlich niedri-geres Sockelgeschoss die Statuen in das Blickfeld der Betrachter rücken würde.
  
Konsequenz wäre ein vollständiger Rückbau des im Museum schon fertigen Baukörpers und eine wis-senschaftlich fundierte Überarbeitung der Rekonstruktion gewesen.
 
Unter dem Zeitdruck der kurz bevorstehenden Eröffnung des neuen Römisch-Germanischen Museums entschied man 1974 anders:
 
Die Statuen wurden aus den Nischen geholt, an Stahlstützen befestigt und kurz hinter den Frontsäulen platziert, um sie für die Betrachter sichtbar zu machen.
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zu 2. Die Vergitterung des Obergeschosses

Schon Jahre vor der Rekonstruktion des Grabmals im Römisch-Germanischen Museum im Jahr 1974 war bekannt, dass die Aedikula - das Säulengeschoss in dem die Statuen standen - vergittert gewesen sein muss.

Belegt wird die Vergitterung, durch Ausbruchsspuren an den Säulen, der Ante der linken Aedikula-wand und durch Zapfenlöcher an der Aussenfläche der rechten Aedikulawand. Die Vergitterung ist auch bei Fach-Archäologen unstrittig. Trotzdem wurde sie und die Rückschlüsse, die sich aus einer Vergitterung ergeben in keiner Rekonstruktion bis 2006 berücksichtigt.


Eine Vergitterung war auch in römischer Zeit eine Zugangssperre

In über 7 Meter Höhe aber war die Säulenhalle überhaupt nicht zugänglich und damit eine Vergitterung nicht erforderlich.

Daraus ergibt sich nur ein logischer Rück-schluß:

Das Sockelgeschoss muss sehr viel niedriger gewesen sein, denn nur dann macht eine Vergitterung wirklich Sinn.

In einer Höhe von sieben Metern sind die Statuen und ihre Details für einen Betrachter, der vor dem  Grabmal steht, kaum noch er-kennbar. Ein Gitter hätte den Blick auf die Statuen zusätzlich behindert.

( siehe nebenstehenden Bild )

Natürlich stellt sich auch die Frage, ob es römische Grabbauten mit niedrigerem Sockelgeschoss gibt.

Ja, es gibt zahlreiche Beispiele in Ober-Itali-en, in Sarsina und Aquileia.

Weitere Beispiele gibt es in Pompeii an der Via Nocera, aber auch in den römischen Provinzen, wie z.b. das Grabmal von Mylasia in der Nähe des heutigen Bodrum in der Türkei.

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zu 3.   Die Verwendung weiterer falscher Quader

Im Jahr 2017 habe ich - als Basis für einen Forschungsbericht über die „Logistik und Bautechnik römi-scher Werkhütten“ – alle von Precht bei seiner Rekonstruktion im Grabmal verbauten Quader nochmals einer detaillierten Betrachtung und Prüfung unterzogen.
Mit Hilfe meines umfangreichen Foto-Fundus wurde dies möglich und es konnten folgende Ergebnisse dabei gesichert werden:   

I. Einbau unterschiedlicher Kapitelle
Über dem rechten Pilaster des Sockelgeschoss ist das Kapitell ( Lehner Nr. 885 ; Precht Nr. 107 ; Fundjahr 1884 ) verbaut. Dieses Kapitell Nr. 107 zeigt bezogen auf Bauhöhe und Stilistik eine deutlich andere Konfiguration als alle anderen Kapitelle des Poblicius-Grabmals.

a) Bauhöhe der Kapitelle
Mit einer Bauhöhe von 54 cm ist das Kapitel Nr. 107 um 9 cm höher als alle anderen Kapitelle, die nur eine Bauhöhe von 45 cm aufweisen. Zudem ist es das einzige Kapitell, das im unteren Bereich – unterhalb der Kerbschnur – noch einen ca. 4 cm hohen Steg aufweist.



b) Stilistik der Akanthusblätter
Stilistisch weicht das Kapitell 107 durch die Blatt-Stellung und Blatt-Ausführung von allen anderen Kapitellen des Poblicius Grabmals ab. Beim Kapitell 107 tritt der Haupttrieb der Akanthusblätter ( im Foto gelb angelegt ) hinter die von unten aufstrebenden Seitenblätter ( im Foto grün angelegt ) zurück.
Bei allen anderen Kapitellen des Poblicius-Grabmals und auch beim Bekrönungskapitell steht der Haupttrieb der Akanthusblätter ( im Foto bei Kapitell 39 gelb angelegt ) dominierend im Vorder-grund; hinter dem die von unten aufstrebenden Seitenblätter ( im Foto grün angelegt ) zu verschwin-den scheinen.

In der Blatt-Ausführung nähern sich die Blätter des Kapitells 107 in ihrer flächigen und oft drei Spitzen zeigenden Form den natürlichen Akanthusblättern sehr stark an. Die Blattausführung aller anderen Kapitelle erscheint mit schmalen, lanzettförmig und spitz auslaufenden Einzelblättern weniger natur-getreu und eher stilisiert.
Die aufgeführten Besonderheiten des Kapitells Nr. 107 lassen kaum einen Zweifel daran, dass dieses Kapitell in Konfiguration und Mustergestaltung zu einem Nachbarbau des Poblicius-Grabmals ge-hört.                                   __________________________________________________

II. Einbau unterschiedlicher Girlandenquader
Wie das beigefügte Foto zeigt, wurden auch bei den Trauergirlanden zwei - in Abmessungen und  Konfiguration - vollkommen unterschiedliche Quader in der Rekonstruktion von Precht verbaut.


Die linke ( rot angelegte ) Girlande weist nur eine Höhe von 50 cm auf und besitzt kein mittiges Ver-bindungsband.
Die rechte ( gelb angelegte ) Girlande weist dagegen eine Höhe von 58 cm auf, berührt den unteren Quaderrand und besitzt ein mittiges Verbindungsband.

Fazit zu Punkt 3
Es ist kaum vorstellbar, dass keinem der am Aufbau des Grabmals beteiligten Facharchäologen und
dem Bauforscher Precht die maßlichen und stylistischen Unterschiede der Kapitelle und Girlanden-
quader nicht aufgefallen sind.                               
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zu 4.   Die Beweise für ein zweites Grabmal

Trotz der Hinweise von Klinkenberg, Noelke und Andrikoupolou-Strack fehlte immer noch ein stichhaltiger Beweis für das Vorhandensein eines zweiten Grabbaus.
  
Im Jahr 2008 konnte ich im Archiv des RGM Inventarbücher einsehen und fand dort einen mit der Nummer 126 aufgeführten Quader mit Fundort Chlodwigplatz und Funddatum 1884, der beim Wiederaufbau nicht verwendet wurde.

Ich konnte feststellen, dass dieser in der Precht Rekonstruktion nur mit Nummer erwähnte, aber nicht verbaute Quader 126 von Abmessungen und Gestaltung absolut baugleich zu einem Quader mit den Füssen des Pan auf der rechten Seitenwand der Aedikula ( Lehner Nr. 882 + Bruchstück Gens Nr. 32 )



Für beide Quader gab es somit nur eine Stelle, der sie zugeordnet werden konnten. Dies war die vordere, zweite Quaderreihe in der rechten Adikulawand des jeweilgen Grabmals.

  Fazit zu Punkt 4:

   Der bei den Rekonstruktionsarbeiten aussortierte Quader 126 liefert folglich den eindeutigen Beweis
   für das Vorhandensein eines zweiten Grabmals, aber auch die unter Punkt 3 erwähnten maßlich und
   stylistisch unterschiedlichen Kapitelle und Girlandenquader weisen auf die Zugehörigkeit zu einem
    zweiten Grabmal hin und hätten in der Rekonstruktion des Grabmals nicht verbaut werden dürfen.
    Entweder wurden diese Zusammenhängen nicht erkannt, oder bewusst ignoriert.
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zu 5. Die detaillierte und Ausarbeitung der Statuen und Panreliefs


Die Statuen und Panreliefs zeigen eine exzellente und detaillierte Ausarbeitung. Nicht jeder Steinmetz der römischen Werkhütten war in der Lage eine so überaus qualitätvolle Arbeit herzustellen.

Es ist die Hand eines Meisters, die nicht nur in den Propor-tionen zum Ausdruck kommt, sondern auch in der vorzüg-lichen und tiefplastischen Ausführung von Körpern und Ge-sichtszügen.

Die Statuen und Panreliefs  erscheinen schon uns heutigen Betrachtern lebensecht, obwohl wir sie in einem Zustand sehen, der mit ihrem ursprünglichen Aussehen wenig gemein hat. Wieviel lebensechter muss sie in römischer Zeit gewirkt haben, als sie buntgefasst waren.
                                    
Warum aber eine solcher Aufwand und Detailreichtum für Statuen und Reliefs, die in vermeintlich sieben Meter Höhe nicht zu erkennen gewesen wären.

 
Die detaillierte Ausarbeitung von Statuen und Panreliefs ist also ein weiterer Beweis dafür, dass der Sockel des Grabmals sehr viel niedriger gewesen sein muss, denn nur in der Nähe zum Betrachter waren diese Details auch wahrnehmbar.

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Weitere Themenkreise und Analysen
zum Aufbau des Grabmals im Römisch-Germanischen Museum


6.     Quadersuche in Archiven, Bibliotheken und Depots des Rheinischen Landes-
       museum in Bonn und des Römisch-Germanischen Museums in Köln.
7.     Detaillierte Analyse der Precht-Rekonstruktion.
8.     Suche nach der Dokumentation des Wiederaufbaus im RGM
9.     Schäden beim Wiederaufbau des Grabmals im RGM
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zu 6 )   Quadersuche in Archiven, Bibliotheken und Depots des Rheinischen Landes-
            museums Bonn und des Römisch-Germanischen Museums in Köln

In den Jahren 2008 und 2014 bekam ich die Möglickeit in den Archiven, Bibliotheken und Depots der beiden vorgenannten Museen nach weiteren Quadern des Poblicius Grabmals zu suchen.
Hierbei wurden alle Steinquader erfasst, die zwischen 1884 und 2007 in die Depots der beiden Museen gelangt waren und in den Archiven und Bibliotheken in Inventarbüchern, Ausgabebüchern, Doku-menten, Zeichnungen, Fotosammlungen und Büchern verzeichnet waren.

Als Link hier beigefügt eine der erstellten Excel-Dateien, die wegen ihrer Größe und Datenmenge in eine PDF-Datei konvertiert wurde. Zum Öffnen den nachfolgenden Link bitte anklicken:   


Interessant waren dabei alle Steinquader "ohne oder mit unpräziser" Fundortangabe, die aber vom Werkstoff, von ihren Abmessungen und Musterausführungen zu den Quadern des Poblicius Grabmals passen konnten, denn aus früheren Forschungen wußte ich, dass in den Jahren 1884 bis 1910 viele Quader in die Museen gelangt waren, bei denen die Finder den Fundort bewußt verschwiegen oder bewußt falsch angaben.
Mit verschleierter Herkunft war es einfacher und gewinnbringender die Quader an das Bonner-Provinzial-Museum ( BPM - heute Landesmuseum ) oder alternativ an das Museum-Wallraf-Richartz
( MWR - heute Römisch-Germanisches Museum ) zu verkaufen. So bekam oft nicht das Museum in Fundnähe den Zuschlag, sondern das Museum, das den höchsten Preis für das jeweilige Fundstück bot.

Hochinteressant war auch die rein visuelle Suche nach Steinquadern des Grabmals in den Depots beider Museen, die ich nur deshalb durchführen konnte, weil ich durch die Ausgrabung der 70 Fundquader vom Chlodwigplatz Steimaterial, Abmessungen, Musteraufteilung und Reliefausführung so genau kan-nte, dass ich ähnliche Stücke problemlos erkennen und selektieren konnte.


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zu 7 )   Detaillierte Analyse der Precht-Rekonstruktion

Im Jahr 1974 veröffentlichte der Bauforscher Gundolf Precht eine Rekonstruktionszeichnung des Grab-mals in seinem Buch "Das Grabmal des L. Poblicius". Schon 1975 fiel mir auf, dass er bei der Nummerierung der Fundquader die Gens-Funddokumentation von 1967 mit den Nummern 1 bis 58 für die Nummerierung seiner Rekonstruktion verwendet hatte, ohne darauf in einem Quellennachweis hin zu weisen. ( siehe auch Rubrik." Zur Funddokumentation" )

Im Rahmen meiner Forschungsarbeiten zwischen 2008 und 2014  führte ich eine detaillierte Analyse der Precht der Rekonstruktions-Zeichnungen durch und erkannte, dass von den nummerierten, vermeint-lich 134 Quadern nur 104 Quader in den Rekonstruktions-Zeichnungen verzeichnet waren und dass auch nur 104 Quader körperlich in der Rekonstruktion verbaut wurden. Durch meine Analyse wurde also deutlich, dass 30 Quader nur als Nummern, aber ohne Inhalt aufgeführt waren.

Des Weiteren fiel auf, dass in der Precht Rekonstruktion alle zwischen 1884 und 1900 gefundenen Quader nicht mit den Klinkenberg-, Lehner-, MWR- oder BPM-Nummern übernommen wurden, die in der Archäologie seit Jahrzehnten Verwendung finden, sondern dass Precht diese Quader mit neuen Nummern versah, ohne auf die in der Archäologie bisher verwendeten und bekannten Nummern hinzuweisen.

Warum Precht ohne Quellenangaben arbeitete, warum er 30 Quader nummerierte, die in seiner Rekon-struktion nicht vorhanden waren und warum er in der Archäologie seit Jahrzehnten verwendete Nummerierungen änderte, konnte auch im Gespräch mit Facharchäologen nicht geklärt werden.

Als Link hier beigefügt eine Excel-Dateien mit der Analyse der Precht Rekonstruktion, die wegen ihrer Größe und Datenmenge in eine PDF-Datei konvertiert wurde. Zum Öffnen den nachfolgenden Link bitte anklicken:   

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zu 8 )   Suche nach der Dokumentation des Wiederaufbaus im RGM

Zur Rekonstruktion und zum Wiederaufbau des Poblicius Grabmals im Römisch-Germanischen Muse-um fanden sich in den Archiven des RGM nur wenige Unterlagen.

  Vorhanden waren:
- Zeichnungen von verbauten Quadern auf DIN A3 Millimeterpapier           Maßstab 1:5;  allerdings nicht
  von allen Quadern.                 
- Eine Steinliste mit Notizen, Archiv Nr. 000135-000138, teilw. nur Steinnummern ohne Bezeichnung     - Fotodokumentation einzelner Quader ( nicht aller ) in   Vorderseite, Oberseite, Seitenflächen und
   Rückseite
- Verzeichnis der originalen Fragmente in der Rekonstruktion   Precht 1975/1979 von H. Dr. Oenbrink.

Nicht vorhanden waren:
- Teilelisten der wirklich verbauten Originale                     
-  Teilelisten und Begründung zu den ausgesonderten Originalen.                     
-  Statusbericht über den Wiederaufbau des Grabmals mit:             
      I.     Vorgehensweise bei der Quadersuche
     II.     Auflistung aller neuen archäologischen Erkenntnisse
     III.    Vorgehensweise bei der zeichnerischen Rekonstruktion
     IV.    Vorgehensweise bei der baulichen Rekonstruktion /   Bau-Tagebuch
     V.      Fotografische Dokumentation der baulichen Rekonstruktion
     VI.     Details beim Quaderversatz; statische Maßnahmen, verwendete   Anker
     VII.    Dokumentation von Maßnahmen zum Schutz der antiken   Originale vor chemischen Reak-
               tionen mit  verwendeten modernen  Baustoffen wie Zement, Gipsputz und Metallen.
     VIII.  Zeichnerische Erfassung und Auflistung aller antiken   Originale, die im Zusammen-
  hang mit dem Aufbau:    angebohrt !    angefräst  !   oder sonst wie   verändert wurden.
IX.     Statische Berechnungen und Details; Hilfskonstruktionen
X.      Dokumentationen der am Bau beteiligten Firmen
XI.     Kostenrechnungen der am Bau beteiligten Firmen
XII.    Aufstellung über die Gesamtkosten der Rekonstruktion und des Wiederaufbaus.
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zu 9 )   Schäden beim Wiederaufbau des Grabmals im RGM

Bei den Schäden, die durch den Wiederaufbau an den antiken Steinquadern entstanden sind, muß zwischen zwei Kategorien unterschieden werden:

I.   Steinquader, die aus Präsentationsgründen oder aus Gründen der Bau-Statik ange-
    bohrt, angefräst oder verändert wurden  

Aus Präsentationgründen wurden folgende antiken Originale angebohrt:
- die großen Statuen              um Stahkonsolen für die Aufstellung zu befestigen.   
- die kleine Statue                   um sie frei zwischen den Säulen aufstellen zu können.
- die Tritone                             um die antiken Teile mit Ergänzungs-Abgüssen zu verbinden.

Aus Gründen der Bau-Statik wurden folgende antiken Originale angebohrt:
                   - alle Quader, die zur Verbindung mit Stahl-Ankern versehen wurden

Aus Gründen der Bau-Statik wurden folgende antiken Originale an- bzw. ausgefräst:
                   - alle Waffen-Architrave des Obergeschosses zur Einbringung eines Ringankers über den
                      Säulen.




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II.   Steinquader, die durch Bauhandwerker beim Transport und Aufbau beschädigt
       wurden.

Als im Jahr 2016 angekündigt wurde, dass das Römisch-Germanische Museum Ende 2018 für drei Jahre
zwecks Sanierung geschlossen wird, habe ich einen bekannten Fotograf gebeten, das gesamte Grabmal,
Teilpartien und Einzelquader digital zu dokumentieren, um weitere Forschungen auch während der
Sanierungszeit des Museum zu ermöglichen.
Durch den Vergleich von Fotos, die nach der Ausgrabung 1967 im Ausstellungskeller am Chlodwig-
platz gemacht wurden und den Digitalfotos von 2016 wurden Beschädigungen und Bruchstellen an den antiken Originalen erkennbar, die nach der Ausgrabung noch nicht vorhanden waren und folglich bei den Wiederaufbauarbeiten entstanden sein müssen, sowie große Stellen der Reliefseiten, die beigeputzt wurden, obwohl im Vergleich mit dem Quaderzustand 1967 dort keine Beiputzarbeiten notwendig ge-wesen wären. Besonders betroffen sind die Quader der Inschrift, wie die nachfolgenden Fotos zeigen.

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Der Fotovergleich machte aber auch deutlich, dass beim Wiederaufbau im Römisch-Germanischen Mu-seum ganze Musterpartien beschädigt wurden bzw. abhanden gekommen sind, die 1967 nach der Aus-grabung unversehrt vorhanden waren, wie die auf dem nachfolgenden Foto mit Pfeil gekennzeichnete rechte Volute eines Kapitells.



Spätestens hier stellt sich die Frage, welche weiteren Veränderungen und Beschädigungen durch Ausbrüche, Beiputzarbeiten, Anbohren, Anfräsen und das Setzen von Metallankern an den übrigen Quadern des Grabmals vorgenommen wurden. Soweit bis heute bekannt, gibt es darüber keinerlei Dokumentation.
 
 
Auch muß die Frage gestellt werden, ob beim Wiederaufbau des Poblicius-Gabmals überhaupt Fach-Archäologen und Restauratoren eingebunden waren und wenn ja, ob diesen Fachleuten nicht bewusst war, mit welch kostbarem Erbe sie ohne Rücksicht auf konservatorische und restauratorische Belange so leichtfertig umgingen.
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Eine Rekonstruktion mit niedrigem Sockelgeschoss

Unter Einbeziehung der vorgenannten Erkenntnisse, unternahm ich einen neuen Rekonstruktionsver-such.  Da von unseren 70 Fundquadern in den bisherigen Rekonstruktionen nur 15 dem Sockelge-schoss zuzuordnen waren, diese  aber nach den neuen Erkenntnissen auf zwei Grabbauten aufzuteilen waren, war für das Sockelgeschoss keine fundierte Rekonstruktionsbasis vorhanden.




Das Aedikula Geschoss hingegen stand und steht aufgrund der hohen Zahl der vorhandenen Quader  
- 35 von 70 Fundquadern - in seiner grundsätzlichen Konzeption nicht in Frage.

Wesentliche Modifikation bei dieser neu erstellten Rekonstruktion ist die erhöhte Platzierung der Statuen in drei Nischen der vorderen Aedikulawand und die Berücksichtigung der Vergitterung, die bei einem niedrigen Sockel sinnvoll begründet werden kann. Die erhöhte Aufstellung der Statuen lässt - oberhalb der Vergitterung - eine freie Sicht auf die Statuen zu.

Für die Gesamtkonzeption der neuen Rekonstruktion boten sich die Proportionen der Krufter Grabbau-ten an, die in ihren Sockelgeschossen deutlich niedriger ausgeführt  sind.

Da jede Rekonstruktion nur so gut ist, wie der Quaderfundus, der bei der Erstellung zur Verfügung steht, werden erst weitere Quaderfunde darüber Auskunft geben, ob die gewählten Proportionen zu-treffend sind und wie der Nachbarbau des Poblicius Grabmals ausgesehen hat.

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